Windows Vista ist da

Allen Unkenrufen zum Trotz hat es das Betriebssystem mit mehrjähriger Verspätung in die Läden geschafft.

Der XP-Nachfolger sieht toll aus, fühlt sich gut an und ist schnell. So jedenfalls der erste Eindruck nach überraschend fixer Installation (30 Minuten). Besonders die transparenten Fenster und 3D-Effekte sorgen unter Computerbegeisterten Menschen für gute Laune - auch wenn vieles bei anderen Betriebssystemen abgeguckt ist und längst überfällig war. Computer-Puristen schmähen solche Effekte abfällig als "klicki-bunti". Davon braucht man sich aber nicht beirren zu lassen.

Auch hinter der schicken Fassade hat sich einiges getan. Die Bedienung ist einfacher geworden, es gibt endlich eine brauchbare Suchfunktion und das Sicherheitsniveau ist - zumindest auf dem Papier - gestiegen. Ob Vista hält, was Microsoft in Sachen Standfestigkeit gegen Viren, Würmer, Trojaner und andere Schädlinge verspricht, wird sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Da nun mal auf über 90 Prozent der PCs Windows läuft, bleibt die Software das Hauptangriffsziel der Computerkriminellen. Ein separater Virenscanner ist jedenfalls nach wie vor Pflicht.

Wer mit Windows XP zufrieden ist, muss jetzt aber nicht sofort in den nächsten Computerladen oder Onlineshop stürmen. Zumal Vista hohe Ansprüche an die Hardware stellt. Der Rechner muss über einen halbwegs aktuellen Prozessor verfügen und mit mindestens einem Gigabyte Arbeitsspeicher ausgestattet sein. Ein Muss ist außerdem eine aktuelle Grafikkarte, die mit dem Standard DirectX9 zu Recht kommt. Speicher und Grafikkarte lassen sich zu vertretbaren Kosten aufrüsten. Wenn ein neuer Prozessor fällig ist, lohnt das meist nicht. Dann muss ein neuer Computer her. Als Faustregel gilt: Wenn der PC älter als zwei Jahre ist und man nicht auf Vista verzichten möchte, dürfte eine Neuanschaffung fällig werden. Probleme kann es auch mit betagten Peripherie-Geräten geben. Wenn die Hersteller keine Treiber für Vista anbieten, können sie nicht weiter benutzt werden. In unserem Fall lässt sich ein älterer Canon-Scanner nicht zur Zusammenarbeit mit Vista überreden, ebenso ein HBCI-Terminal für Online-Banking.

Damit zu den Kosten. Teurer als der Vorgänger XP ist Vista nicht. Zwar werden in der Berichterstattung gerne erschreckend hohe Listenpreise genannt, im Land des Geizes sieht die Realität aber anders aus. Wer es sich leisten kann, greift zur Variante Vista Ultimate, dem Pendant zu XP Professional. Die enthält alles, was das Betriebssystem zu bieten hat. Unter anderem eine Sicherungsfunktion, mit der für den Fall einer Havarie ein Abbild des Rechners gespeichert werden kann. Ultimate ist als OEM bzw. Systembuilder-Version für unter 200 Euro zu haben. Für den weniger versierten Privatanwenden ist Vista Home Premium die richtige Wahl. Kostenpunkt: rund 100 Euro. Von der abgespeckten Basic-Version sollte man die Finger lassen. Bei den OEM bzw. Systembuilder-Versionen handelt es sich übrigens um normale Vollversionen, allerdings ohne schicke Verpackung, Handbuch oder telefonischen Support. Darauf kann aber getrost verzichtet werden.

Ein Argument für Vista ist das neue Angebot n-tv interaktiv. Damit werden im integrierten Media Center Fernsehen und Internet miteinander verknüpft. Heraus kommt ein neues TV-Erlebnis, bei dem das n-tv Fernsehprogramm um vertiefende Hintergrundinformationen und interaktive Elemente ergänzt wird.